Studie

Im Rahmen des Projekts ‚NRW LSBTIQ* inklusiv‘ wurde 2020 eine gleichnamige Studie in Kooperation mit der Fachhochschule Bielefeld durchgeführt. Ziel war es, mehr über die Lebenswirklichkeiten und Problemlagen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Inter* und queeren Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen, psychischen oder chronischen Erkrankungen (im Folgenden wird dies zu LSBTIQ* mit Beeinträchtigung zusammengefasst) zu erfahren.

872 LSBTIQ* mit Beeinträchtigung haben den Online-Fragebogen ausgefüllt. Zudem wurden 13 ausführlichere Interviews geführt. Im Besonderen ging es um die Diskriminierungserfahrungen, die LSBTIQ* mit Beeinträchtigung erleben.

Die ausführlichen Ergebnisse der Studie lassen sich im Abschlussbericht und in gekürzter Form im Kurzbericht nachlesen. Der Kurzbericht liegt auch in Leichter Sprache vor. Im Folgenden werden nur ein paar Erkenntnisse der Studie vorgestellt:

  • 85% der Befragten haben schon einmal Diskriminierung in Bezug auf ihre sexuelle oder geschlechtliche Identität erlebt.
  • Zwischen 60% und 80% der Befragten geben Diskriminierungserfahrungen an, die sich auf ihre Beeinträchtigung bezogen haben.
  • Knapp 80% der trans* und inter* Personen und knapp die Hälfte der nonbinären/queeren Menschen wurden bereits wegen ihrer Geschlechtsidentität diskriminiert.
  • Die am meisten berichtete Form der Diskriminierung war ausgegrenzt, übergangen oder ignoriert zu werden (72%). 35% berichten sogar von körperlichen Bedrohungen und Angriffen. Die Diskriminierung findet an allen Orten des alltäglichen Lebens statt.
  • Manche Menschen, die in besonderen Wohnformen wohnen, erhalten bereits teilweise Unterstützung dabei, ihre Sexualität und/oder das Bedürfnis nach einer Partner*innenschaft frei und möglichst selbstbestimmt ausleben zu können. Der Wunsch dabei mehr Unterstützung zu erhalten, ist jedoch groß und wird vielfach gefordert. Dazu gehört bspw. die Inanspruchnahme von Sexualassistenz, wenn ein Mensch dies nutzen möchte.
  • Von den Befragten LSBTIQ* mit Beeinträchtigungen haben viele bereits an Angeboten der queeren Community teilgenommen. Nicht-Teilnahme wurde z.T. damit begründet, dass nicht ausreichend Informationen darüber vorlagen oder die Angebote nicht barrierefrei sind. Auch in diesem Umfeld erlebten die Menschen Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Identität (6%), geschlechtlichen Identität (9%) oder aufgrund ihrer Beeinträchtigung (11%).

Die Studienergebnisse machen deutlich, dass die Bedürfnisse von LSBTIQ* mit Beeinträchtigungen noch mehr in den Fokus rücken müssen. Dies richtet sich neben Einrichtungen der Behindertenhilfe und Behindertenselbsthilfe sowie Angebote aus der LSBTIQ*-Community, auch an die allgemeine Bevölkerung und im Besonderen an Personen in politischen Ämtern und Verwaltung.

Das Projekt LSBTIQ* inklusiv NRW fordert die Entwicklung geeigneter Maßnahmen, um Benachteiligung und Diskriminierung von LSBTIQ* mit Beeinträchtigungen abzubauen und setzt sich für mehr Sichtbarkeit dieser großen Personengruppe ein. Damit, wie es einer der Befragten ausgedrückt hat, mehr Menschen solche Erfahrungen machen: „Da ist jeder, wie er ist. Da spielen auch Behinderungen keine Rolle. … Und wird halt wertgeschätzt.“

 

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